Moses Fürst

Goethestraße 15

Moses Fürst war mit seiner Mutter und vier Geschwistern aus Polen nach Ludwigshafen gekommen. Am 28. Oktober 1938 wurde er ausgewiesen und zur polnischen Grenze nach Zbaszyn gebracht. Danach verliert sich seine Spur.

Biografie

Auskünfte der überlebenden Nachkommen in Israel, 2010

 

Moses Fürst wurde am 5. Juni 1906 im polnischen Cieszanow geboren, das damals noch zu Österreich-Ungarn gehörte. Er war der älteste Sohn von Rosa und Leo Fürst. Er kam mit seinen jüngeren Geschwistern zusammen mit der Mutter nach dem Tod des Vaters nach Ludwigshafen. Sie wohnten in der Maxstraße, später in der Goethestraße 15. Moses wurde auch Moritz genannt.

 

Als Erwachsener betrieb er in der Goethestraße einen Wäschekleinhandel. Er blieb mit seiner Mutter bis 1938 in der letzten Wohnung, die sie in Ludwigshafen bewohnten, in der Goethestraße 15. Seine jüngeren Geschwister Sammy (geboren 1908), Hella (geboren 1910) und Martin (geboren 1912) wanderten bereits 1936 nach Palästina aus. Sie sahen im nationalsozialistischen Deutschland keine Zukunft. Moses aber blieb in Ludwigshafen, ebenso wie seine Mutter und seine Schwester Regina, die 1914 geborene Jüngste der Geschwister.

 

Moses und Rosa Fürst wurden wie ihre Leidensgenossen bei der sogenannten Polen-Aktion in der Nacht des 28. Oktober 1938 aus dem Schlaf gerissen und aufgefordert, ein paar Habseligkeiten zusammenzupacken. Sie wurden in Eisenbahnwaggons verfrachtet und bei der kleinen polnischen Grenzstadt Zbaszyn ins Niemandsland geschickt. Die polnischen Grenzbeamten ließen sie zunächst nicht über die Grenze, zurück konnten sie aber nicht. Erst nach Tagen gaben die Polen gezwungenermaßen nach und ließen die verzweifelten Menschen ins Land.

 

Moses‘ jüngere Schwester Regina, inzwischen verheiratete Zalcman, verschlug es nach Berlin. Von dort wurde sie im Januar 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Über das weitere Schicksal von Mutter und Sohn Fürst ist nichts bekannt. Rosa Fürst scheint wieder nach Cieszanow gezogen zu sein. Moses muss es im Juni 1939 noch einmal geschafft haben, die Familie Mager zu besuchen. Danach verliert sich die Spur. Die im heutigen Israel lebenden Geschwister haben nie wieder etwas von Mutter und Bruder gehört.

Der Stolperstein für Moses Fürst wurde am 3. Mai 2010 vor dem Wohnhaus in der Gothestraße 15 verlegt.