Richard Neubauer besaß eine Druckerei in der Ludwigshafener Innenstadt. Unter den Nationalsozialisten wurde ihm die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. Dann entzog man ihm immer mehr Druckaufträge. 1937 verkaufte er die Druckerei und flüchtete in die USA.
Recherchiert von Rainer Zahn
Richard Neubauer wurde am 27. Mai 1900 in Tachau, Böhmen, geboren. Er kam 1918 nach Deutschland und arbeitete in Ludwigshafen in der „Buchdruckerei Neubauer“ seines Onkels Ludwig Neubauer. Ludwig Neubauer hatte 1909 die Druckerei vom sozialdemokratischen Land- und Reichstagsabgeordneten Josef Huber erworben. Als Onkel Ludwig starb, wurden Richard und sein Bruder Friedrich Eigentümer der „Buchdruckerei Neubauer“, die ihren Betrieb in der Schulstraße 14/ Ecke Maxstraße 80 hatte.
Vor dem ersten Weltkrieg war die „Buchdruckerei Neubauer“ ein Betrieb mit 20 Beschäftigten. In den 1920er Jahren wuchs er zu einem respektablen Unternehmen mit 80 Mitarbeitern, in dessen Verlag auch eine Reihe von Wirtschaftszeitschriften und Zeitungen zum Kulturbetrieb erschienen, darunter der „Stadt-Anzeiger“ und seit 1925 die „Ludwigshafener Konzert- und Theaterzeitung“. Zu dieser Zeit erwarb Richard Neubauer das neue Wohnhaus in der Schießhausstraße 32.
Richard Neubauer wurde im nationalsozialistischen Deutschland nachdrücklich entrechtet. Aufgrund des „Gesetzes über den Widerruf von Einbürgerungen“ wurde ihm am 14. Juli 1933 die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Auf ihn wurde weiterhin Druck ausgeübt. In einem geheimen Senatsprotokoll der Stadt vom 8. Mai 1934 wurde mit Hilfe eines Polizeiberichtes vom 29.1.1934 festgehalten, „dass gegen die politische Zuverlässigkeit des Neubauer im Sinne der heutigen Staatsführung Bedenken bestehen“. Offensichtlich wurde damit der Übergang des von der Druckerei Neubauer bis 1933 gedruckten Stadt-Anzeigers in die Hand der nunmehr nationalsozialistischen Gemeindeverwaltung gerechtfertigt. Jetzt wurde daraus eine Publikation der gleichgeschalteten Presse. Der einzig verbliebene Auftrag für die Druckerei, die bis 1937 bestand, war der Druck der Jüdischen Zeitung für die Region. Noch am 17. April 1937 gab es ein letztes Betriebsfoto. Die „Buchdruckerei Neubauer“ wurde vom Waldkirch-Verlag erworben, einem damals von den Nazis arg bedrängten nicht-jüdischem Unternehmen, das später enteignet wurde.
Noch im Jahr 1937 flüchtete Richard Neubauer in die USA. Dort heiratete er am 22. Oktober 1940 Gertrud (geboren am 12. Mai 1914 in Frankfurt/Main), die bereits am 14. November 1936 in die USA ausgewandert war. Sie hatten eine Tochter namens Ruth, die am 21. Oktober 1941 in den USA geboren wurde. Richard Neubauer starb 1968.
Richard Neubauer – ein akustischer Stolperstein von Birgit Baltes, SWR 2
Der Stolperstein für Richard Neubauer wurde am 13. Mai 2014 vor dem Wohnhaus in der Schießhausstraße 32 verlegt.