Ilse Lewin

Hauptstraße 246

Ilse Lewin war die jüngste Tochter des Rheingönheimer Kantors Joseph Jacob. Anfang 1939 floh sie mit ihrem Mann nach Bolivien, später nach Chile. 1972 kehrte das Ehepaar nach Deutschland zurück.

Biografie

Ilse Jacob wurde am 27. Mai 1908 in Rüdesheim geboren. Sie war die jüngste Tochter des Rheingönheimer Kantors Josef Jacob und seiner Frau Klara. 1911 zog die Familie ins damals noch selbstständige Rheingönheim, wohin der Vater als Kantor berufen worden war.

 

Am 16. Oktober 1934 heiratete Ilse den Berliner Kaufmann Erich Lewin. Nach der Pogromnacht 1938 gelang es der jungen Familie, gerade noch ein Visum nach Lateinamerika zu erhalten. Anfang 1939 floh Ilse Lewin mit ihrem Mann und dem kleinen Sohn Harry von Berlin-Moabit aus nach Bolivien. Nach einem kurzen Aufenthalt unter schlechten Lebensverhältnissen im bolivianischen Hochland reisten die Lewins weiter nach Chile.

 

Dort fand die Familie bessere Bedingungen vor. Das Ehepaar gründete ein Unternehmen in der Lederbranche, wo Erich Lewin sich um die Produktion und seine Frau Ilse sich um den Verkauf kümmerte. 1940 kam Tochter Ruth zur Welt.

 

1972 entschloss sich das Ehepaar Lewin, nach Deutschland zurückzukehren. Sie übergaben das Familienunternehmen an Sohn Harry, Tochter Ruth hatte sich inzwischen nach Israel verheiratet. Sie zogen in die Nähe der Stätte von Ilse Lewins Kindheit, nach Mannheim. Dort war die Tochter von Josef Jacob Mitbegründerin des jüdisch-christlichen Gesprächskreises und leitete die jüdische Frauenorganisation Wizo.

 

Nach dem Tod ihres Mannes zog Ilse Lewin in das Altenheim der Budget-Stiftung in Frankfurt. Im Jahr 2001 besuchte sie Rheingönheim zum letzten Mal in Begleitung ihrer Tochter Ruth Ezrahe, als der Platz am protestantischen Pfarrhaus nach ihrem Vater, Kantor Josef Jacob, benannt wurde. Am 11. Dezember 2002 verstarb Ilse Lewin in Frankfurt und wurde einen Tag später auf dem jüdischen Friedhof in Mannheim bestattet.

Der Stolperstein für Ilse Lewin wurde am 12. März 2008 vor dem Wohnhaus in der Hauptstraße 246 in Ludwigshafen-Rheingönheim verlegt.