Heinrich Bähr war Textilwarenkaufmann in Ruchheim. 1938 zog er mit seiner Frau Johanna und Tochter Ida nach Mannheim. 1940 wurden die drei nach Gurs deportiert und 1942 von dort in das KZ Auschwitz, wo sie ermordet wurden.
Recherchiert von Willi Kern, Ruchheim, 2008
Heinrich Bähr wurde am 9. April 1878 in Ruchheim geboren. 1906 heiratete er Johanna Jacob aus Dörnbach bei Rockenhausen, geboren am 26. Juni 1885.
Kurt Kreiselmaier, ehemaliger Ortsbürgermeister von Ruchheim, erinnerte sich: „Heinrich Bähr besaß in der Mutterstadter Straße 16 ein Textilwarengeschäft. Er war oft unterwegs, um in der Umgebung mit Textilwaren seine Kunden zu besuchen. In der Osterzeit handelte er mit Mazzen (das ist ungesäuertes Fladenbrot zum jüdischen Passahfest; jiddisch ›mazze‹; hebräisch ›mazza‹). Sie wurden von Juden und Christen gekauft.”
Heinrich war Frontsoldat im Ersten Weltkrieg. Sein Vater Jakob Bähr war Handelsmann und wohnte in einem kleinen Haus neben ihm. Heinrich und Johanna Bähr hatten zwei Kinder. Ihr Sohn Kurt wanderte 1921 nach Amerika aus. Ihre jüngere Tochter Ida heiratete nach Lambsheim in ein Textilwarengeschäft ein.
Das Ehepaar Bähr nahm zu den eigenen Kindern noch die 1902 geborene Luise auf, eines von sieben Kindern der Ruchheimer Familie Renner, die in wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen lebte. Sie zogen das Mädchen wie ihr eigenes Kind groß.
Am 12. April 1938 verzogen Heinrich und Johanna Bähr von Ruchheim nach Mannheim in den Luisenring 4. Auch ihre Tochter Ida zog von Frankenthal zu ihnen.
Am 22. Oktober 1940 wurden Heinrich Bähr, seine Ehefrau Johanna Bähr und ihre Tochter Ida Lang, geborene Bähr, von Mannheim in das Lager Gurs in Südfrankreich deportiert und am 16. September 1942 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz transportiert. Später wurden sie für tot erklärt. Sie gelten als verschollen.
Der Stolperstein für Heinrich Bähr wurde am 12. März 2008 vor dem Haus in der Mutterstadter Straße 16 in Ludwigshafen-Ruchheim verlegt.