Mina Sommer

Ebereschenweg 16

Die Jüdin Mina Sommer lebte seit Mitte der 1920er Jahre mit ihrem katholischen Ehemann in der Ludwigshafener Gartenstadt. Ihr Sohn wanderte 1936 mit seiner Familie nach den USA aus, aber Mina wollte in Deutschland bleiben. 1939 zog sie mit ihrem Mann nach Mannheim. Beide starben dort 1944.

Biografie

Recherchiert von Andrea Sommer-Milli und Bernhard Sommer

 

Mina Rosenthal wurde am 4. Mai 1878 in Haaren (heute ein Stadtteil von Aachen) geboren. Ihre Eltern waren der Handelsmann Julius Rosenthal und Jemima Friedenberg. Mina heiratete den jüdischen Kaufmann (Versicherungs-Inspektor) Max Barme, mit dem sie in zunächst in Wiesdorf (heute ein Stadtteil Leverkusens) und kurz darauf in Langerfeld (heute ein Stadtteil Wuppertals) lebte. Am 22. Dezember 1902 kam ihr Sohn Benno in Wiesdorf  zur Welt. Ihr Ehemann Max Barme verstarb bereits mit 27 Jahren am 2. Mai 1907.

 

Am 21. Dezember 1920 heiratete Mina in Iserlohn den aus Ludwigshafen stammenden katholischen Bauaufseher Georg Sommer. Zusammen mit Benno zogen sie um 1925 nach Ludwigshafen-Gartenstadt, zunächst in die Leistadter Straße 32. Drei Jahre später erfolgte der Umzug in das Haus Erlenweg 16 (heute Ebereschenweg), das die Sommers gemeinsam erbauen ließen. Mina Sommer war Hausfrau und kümmerte sich innerhalb der Gartenstadt um arme Menschen, wobei sie auch selbstbewusst gegenüber den Nationalsozialisten auftrat.

 

Der Sohn Benno heiratete am 2. März 1933 Hermine Heilborn, und im Sommer 1935 wurde Mina Sommers Enkeltochter Ruth geboren. Für kurze Zeit lebte die junge Familie zusammen mit Mina und Georg Sommer im damaligen Erlenweg 16. Im Jahr 1936 gelang es den Dreien, in die USA auszuwandern.

 

Für Mina Sommer kam eine Auswanderung nicht in Frage. 1939/1940 zogen sie und ihr Mann nach Mannheim, um in der liberaleren Großstadt gewissermaßen „unbekannter“ zu wohnen. Dort lebte das Ehepaar in F4, 11.

 

1941 oder 1942 konvertierte Mina Sommer zum katholischen Glauben. Am 17. Februar 1944 verstarb ihr Mann im städtischen Krankenhaus Mannheim an einem Krebsleiden; nur zwei Tage später starb dort auch Mina Sommer. Auf ihrer Sterbeurkunde ist als Todesursache ebenfalls Krebs angegeben, was allerdings von ihrer Familie angezweifelt wurde. Die genauen Umstände ihres Todes bleiben somit unbekannt. Mina Sommer ist auf dem jüdischen Friedhof in Mannheim begraben.

Der Stolperstein für Mina Sommer wurde am 26. März 2009 vor dem Wohnhaus im Ebereschenweg 16 in Ludwigshafen-Gartenstadt verlegt.