Alice Berg

Schumannstraße 22

Alice Bergs Ehemann Eugen verstarb 1938. Sie konnte ihre drei Kinder auf verschiedenene Wegen ins Ausland in Sicherheit bringen. Sie selbst wurde im Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Von dort kam sie im August 1942 nach Auschwitz, wo sie ermordet wurde.

Biografie

Alice Paula Haas wurde am 2. Dezember 1896 in Karlsruhe geboren. Am 3. Mai 1921 heiratete sie dort den vierzehn Jahre älteren Eugen Berg und ging mit ihm nach Ludwigshafen. In den folgenden Jahren kamen drei Kinder zur Welt: am 14. Oktober 1922 der Sohn Günter, am 6. September 1925 die Tochter Hella und am 20. Januar 1934 der Nachzügler Kurt. Die Familie wohnte in der damaligen Schillerstraße 14 im Stadtteil Süd, heute die Schumannstraße 22.

 

Der Kaufmann Eugen Berg betrieb eine Zigarrenfabrik, die in guten Zeiten bis zu 30 Arbeiter beschäftigte. Nach den schweren wirtschaftlichen Zeiten Ende der 1920er Jahre musste er die Fabrik Anfang der 1930er Jahre schließen. Er starb im Alter von 55 Jahren am 6. Juni 1938 nach langer Krankheit.

 

Schon im Jahr 1936 konnte der 14-jährige Sohn Günter in die USA entkommen. Alice Berg schrieb ihm am 13. Dezember 1937:
„Heute vor einem Jahr bist du in Hamburg eingeschifft worden. So schnell verging die Zeit, man meint, es wäre gestern gewesen, als wir dich zur Bahn brachten. Die Hauptsache ist ja, daß du es so gut getroffen und so gut eingewöhnt hast. Kannst du nun perfectly Englisch sprechen?“

 

Zu dieser Zeit ging es Eugen Berg immer schlechter, er musste jetzt häufiger ins Krankenhaus und operiert werden. Nach dem Tod von Eugen versuchte Alice verzweifelt Bürgschaften und Visa für sich und die beiden jüngeren Kinder zu erhalten und Wege zu finden, damit sie alle noch aus Deutschland fliehen konnten. So schrieb sie am 28. Januar 1939 an Günter:
„Hella kann leider nicht nach England und auch nicht nach Holland kommen. Und ob Kurtchen fortkommt, ist auch noch nicht sicher. Man hat halt immer seine Sorgen.“

 

Hella erreichte die USA im März 1940, auch Kurt konnte gerettet werden. Er sprach bei seiner Ankunft in den USA 1941 als Siebenjähriger nur französisch, gerettet wurde er durch die Hilfsorganisation OSE (OEuvre de secours aux enfants), die jüdische Kinder in Frankreich versteckte. Hella entdeckte dann das Foto ihres jüngeren Bruders auf einer Bilderwand ankommender Flüchtlingskinder in New York.

 

Im Jahr 1940 war Alice Berg schon zwei Jahre Witwe und lebte allein ohne ihre Kinder in der Oggersheimer Straße 18. Sie wurde am 22. Oktober 1940 mit 179 weiteren Ludwigshafenern nach Gurs deportiert. Von dort schrieb sie am 31. Oktober 1941 verzweifelt an ihren Sohn: „Lieber Günter, sorgt doch bitte, daß meine Papiere nach Washington kommen, denn wenn ich von dort das Visum bekomme, kann ich bald hier abreisen, die einzige Möglichkeit von hier fortzukommen.“

 

Doch es kam anders. Von Gurs aus wurde sie über Drancy mit Transport Nr. 17 am 10. August 1942 nach Auschwitz verschleppt und ermordet.

Der Stolperstein für Alice Berg wurde am 11. November 2017 vor dem Wohnhaus in der Schumannstraße 22 verlegt.